Absorptionsschalldämpfer selbst bauen: Fragen dazu

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Dominik
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Hallo zusammen,

ich möchte den Endtopf meiner Alltagsschlurre von Reflexionsdämpfer auf Absorption umbauen. Dazu habe ich drei Fragen an diejenigen, die damit Erfahrung haben (z.B. Mopedschrauber):

1. Es gibt zwei verschiedene Arten der perforierten Rohre: Welche mit gestanzten 3mm Löchern und welche mit nach innen aufgestellten Löchern. Der Auspuff sollte weiterhin möglichst leise sein. Ich würde daher zu letzterer Variante tendieren, weil ich mir erhoffe, dass die Abgase damit quasi wie durch kleine Trichter nach außen gelenkt werden und somit mehr Schall geschluckt wird. Was meint ihr?

Bild

2. Die Dämmwolle sollte nach Möglichkeit längerfristig drin bleiben und nicht gleich beim ersten Gasgeben rausgepustet werden ;-) Deshalb wollte ich das Rohr mit Edelstahlwolle umwickeln. Außenrum dann normale Dämmwolle. Ist der Aufbau sinnvoll, oder gibt's noch weitere Tricks?

3. Wie stark/dicht stopft man die Wolle? Hätte jetzt mal so ein Mittelding zwischen lose und reingepresst angestrebt. Gibt's da Anhaltswerte? Und welche Menge in Gramm braucht man ungefähr? Der Topf ist ca. 40x25cm groß.

Gruß
Dominik


theo_haanen

Stellen wir doch erst mal wieder die berühmte Sinnfrage! :mrgreen:
Hat deine Alltagsschlurre einen oder zwei Töpfe? Wenn zwei Töpfe, dürfte der Endtopf schon ein Absorptionsdämpfer sein!
zu1: Wenn du das Rohr mit den nach innen aufgewölbten Bohrungen nimmst, reduziert sich dadurch der effektive Rohrdurchmesser auf etwa 1/3! D.h., du hast Gegendruck ohne Ende!
zu2: Um die Dämpferwolle möglichst langfristig im Topf zu lassen, wird das Innenrohr erst mal recht stramm mit einer Art Vlies umwickelt, was mit einer Drahtumwicklung gehalten wird. Je fester du danach die Dämmwolle stopfst, umso lauter ist hinterher das Ergebnis, hält aber länger.
zu3: Kann ich dir nicht beantworten.


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Dominik
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Hi Theo,

tja, die Sinnfrage :D Aber gibt schon nen Grund: Bei meinem Gasumbau mussten Jürgen und ich den Endtopf umdrehen. Die Durchströmung ist nun alles andere als optimal und es gibt recht unelegante Mündungsgeräusche. Außerdem könnte die Karre trotz "Spochtauspuff" gerne bisschen kerniger klingen ;)

Meinst du echt, dass der effektive Rohrquerschnitt durch aufgestellte Löcher so stark begrenzt wird? Also doch eher normale Rohre?! Wird das Ganze dadurch wenigstens merklich leiser?

Gruß
Dominik


theo_haanen

So, wie du das beschreibst, handelt es sich offensichtlich um keinen reinen Absorptionsdämpfer. Um nun unnötigen Bastelaufwand erst mal zu vermeiden und zur Entscheidungsfindung, kaufe doch erst mal irgendeinen Universaldämpfer und hänge den dran. ist schnell gemacht und kostet nicht viel. Illegal ist es so oder so, egal ob du nun so ein Teil nimmst, oder selber baust. Lauter dürfte es auch werden.
Du glaubst nicht, was wir früher für Experimente mit Auspuffanlagen für Harley gemacht haben. Die sollten möglichst klein sein, einen guten aber nicht zu lauten Sound haben und am besten noch Leistung bringen.
Und ja, das von dir gezeigte Rohr bringt ordentlich Gegendruck, macht aber auch leise. Trotzdem wirst du es hassen, weil dein BMW danach keine Wurst mehr vom Teller zieht! ;)
Brauchst nur mal einen Krümmer selber biegen ohne Dornziehmaschine mit ein paar harmlos aussehenden Falten in der inneren Biegung........


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suicide jockey
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Der klassische Auspuff mit mehreren Dämpfern hat üblicherweise zunächst einen Absorptionsdämpfer und als ESD dann eine Kombination von mehreren Prinzipien:
- Absorptionsstrecken
- Filter (z.B. Helmholtz-Resonatoren)
- Reflexionsdämpfung durch Prallwände und Umlenkungen
Bissl Hintergundinfo (nur leider nichts richtig konkretes zur Überschlagsberechnung) HIER
Die richtige Kombination zu finden, ist ohne genaue Berechnungsgrundlagen ein Ratespiel und die verfügbare Dokumentation im Netz ist leider recht spärlich.

Theo hat es ja schon geschrieben: Gegendruck ist eigentlich grundsätzlich schädlich, obwohl im Netz immer wieder der Hinweis zu finden ist, Saugmotoren brauchten Gegendruck.
Das stimmt so nicht, Gegendruck kostet immer Leistung.
Absorptionsdämpfer leise zu bekommen, ist schon deshalb schwer, weil sie mit dem durchgehenden Rohr auch ungehinderten Durchgang für Schallwellen haben ...

Reflexionsdämpfer wiederum entwickeln, je kleinvolumiger sie sind, einen immer höheren Gegendruck (weswegen sie lieber weiter hinten im Trakt angeordnet werden, damit nicht kurz hinter dem Auslaßventil Druckwellen zurück in den Zylinder entstehen können).

Die von Dir beschriebene Siebstrecke mit den ausgeformten Lochrändern wird durch intensive Turbulenzen sicher leiser, aber eben auch mit mehr Gegendruck behaftet sein.

Auch einzurechnen: Die Primär- (ggf. Sekundär-) und weiterführenden Rohre müssen im Durchmesser aufeinander und auf den anfallenden Gasdurchsatz und dessen Frequenzen abgestimmt sein. Machst Du die Primärrohre zu dünn, hast Du Gegendruck, machst Du sie im Durchmesser zu groß, verringert sich die Gasgeschwindigkeit zu sehr und der Zylinder wird zu langsam entleert ...

Interessant, aber noch schwieriger zu berechnen: Resonanzaufladung ...
Wenn man es schaffen sollte, eine Resonanzschwingung der Gassäule im Auspuff so auszubilden, daß die im Rohrtrakt hin- und hergehenden Gasstoßwellen im richtigen Moment am richtigen Zylinder Unterdruck zu erzeugen, hilft das, den Zylinder effektiv zu leeren und alles Restgas auszuspülen. Idealerweise drückt dann eine entgegengesetzt wirkende Stoßwelle in den Auspuff mitgezogenes Frischgas wieder in den Zylinder zurück ...
Solcherart optimierte Auspuffsysteme können (bei einer bestimmten (Resonanz-)Drehzahl) sogar Füllungsgrade über 1 erreichen !

Bezüglich der Stopfdichte der Standard-Auspuffwolle habe ich mal irgendwo eine Gramm/Liter-Angabe (irgend so etwas wie 200-300g/l) gefunden, die man möglichst erreichen solle, finde dsa aber gerade nicht wieder. Falls doch, poste ich es hier.
Zu dicht darf es nicht, da andernfalls die Stoßwelle nicht in dem Gewölle einströmen kann und demnach auch dort keine Bewegungsenergie abbaut ...


Grüße aus Soest, Frank Schur (spam-bin1(ät)web.de)
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Mops
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Schalldämpfer baute ich schon einige, da es einfacher ist meist mit einer Siebstrecke, so wie Du es vor hast. Dabei werden wohl die tiefen Töne mehr gedämpft als Höhere. Nur mit diesem Dämpfer ist der Auspuffton recht hell.

Von Vorteil ist bestimmt, wenn sich der Dämpfermantel öffnen lässt (Platte als Endstück verschraubt), um zB. die Dämmung zu erneuern. Theo hat schon beschrieben, je fester der Topf gestopft ist, je lauter wird er. Die Siebstrecke machte ich auch schon selber, 8mm Bohrungen in ein Rohr.

Zu überlegen ist auch noch eine Schiebemuffe im hinteren Teil als Längenausgleich bei Wärme.. Bei den VM Dämpfern für Ford Motore ohne Kat kam es ohne Diese zu Brüchen rund um das Endrohr. So könnte das Ausgangsrohr mit der Endplatte verschweisst werden, und der Dämpfer wäre trotzdem zu öffnen.

Als Dämmstoff verwende ich Wolle oder Matte für Industrieöfen.

Viel Erfolg,
Gruß
Dieter


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