Leistungsmessung

rappo1971
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Hallo,

ich habe jetzt einmal eine Leistungsmessung durchführen lassen.

https://www.dropbox.com/s/6zjg4318flhva ... g.pdf?dl=0

Ich hatte gedacht, dass etwas mehr Leistung vorhanden wäre :cry: . Drehmoment ist wohl in Ordnung, oder?

Was sagen die Experten zum Diagramm?

Viele Grüße
Ralf


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Dominik
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Welchen Motor du hast, wäre zur Einordnung durchaus interessant :roll:

Ich finde ehrlich gesagt die Verlustleistung krass hoch... :shock:

Gruß
Dominik


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@Dominik, einige Daten stehen im Mess-Schrieb ...
Daten Messung.jpg
Wo gibts denn solche Schleppleistungen? ... 40kW :shock:
Allradantrieb? :mrgreen: Bremsen fest? :lol: "Leistungserzeugung am Prüfstand"? :o

Schleppleistung von 10-15kW wären etwa typisch!
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rappo1971
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Hallo,

im Seven steckt ein Rover Motor 1,8 l ohne VVC. Es war ursprünglich ein Supersport mit eingetragenen 119 KW. Bei einer Leistungsmessung vor 3 Jahren waren aber nur 128 PS vorhanden. Daraufhin habe ich eine andere Nockenwelle verbauen lassen und einen 4-2-1 Auspuff. Dies hat scheinbar 13 PS mehr gebracht und das Drehmoment um 29 NM erhöht.

Der Verlust am Rad verwundert mich auch etwas :?: . Bedeutet es, dass ein Fehler am Auto vorliegt oder ist das eher dem Leistungsstand zuzuordnen?

Was genau bedeutet Schleppverlust?

Viele Grüße
Ralf


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Hi Ralf, bei der Leistungsmessung wird der Motor im direkten vierten oder fünften Gang von etwa 50km/h ausgehend bis zum Begrenzer durchbeschleunigt. Dabei wird das Drehmoment gemessen und daraus die Radleistung ausgerechnet. Formel:
Leistung = Drehmoment x Drehzahl /9550

Bei Erreichen der Höchstdrehzahl kuppelt der Prüfstandstechniker aus und der Prüfstand "rollt aus" bis zum Stillstand. Dabei werden die Rollwiderstände und anderen Verluste registriert. Dieser Teil heißt dementsprechend Verlustleistung oder (da die beschleunigten rotierenden Massen den Prüfstand sozusagen mitschleppen) auch Schleppleistung. Die Motorleistung ist also die Radleistung plus Schleppleistung. Das Ganze erfährt dann noch verschiedene Korrekturfaktoren (Temperatur und Luftdruck) und wird damit in DIN oder EU-Norm gerechnet.

Normalerweise beträgt die Verlustleistung bei nur einer getriebenen Achse etwa 10% der Leistung.

Es gibt allerdings verschiedene Faktoren, die den Anteil der Verlustleistung anheben und damit mehr Gesamtleistung vorgaukeln:
  • Reifendruck, Radsturz
  • aufgewendete Zugspannung, um das Auto schlupfarm auf den Prüfstand zu spannen
  • schleifende Bremsen
  • sonstige, schwergängige Übertragungsteile
  • bewusstes oder unbewusstes Betätigen der Bremse beim Ausrollen (schwierig, ohne dass es bemerkt wird, aber möglich)
  • ...
Dominik und mir ist halt der enorm hohe Anteil der Verlustleistung aufgefallen, der gewaltig über den üblichen Werten liegt. Deshalb auch meine Anmerkungen. Manche Tuner mogeln da durch Erhöhung der Verluste etwas, um eine höhere Gesamtleistung zu bekommen.

Ob das bei Dir so ist, kann man aber anhand der Kurven nicht wirklich erkennen.


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rappo1971
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Hallo Frank,

vielen Dank für Deine Ausführungen.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, wird die Schleppleistung durch verschiedene Faktoren (evtl. bewusst) beeinflusst. Eine höhere (ausgewiesene) Schleppleistung ergibt demnach eine höhere Motorleistung. Wenn nun meine Schleppleistung ungewöhnlich hoch ist und evtl. bewusst beeinflusst wurde, wäre demnach die Motorleistung noch niedriger :o :oops: :?:

Angenommen, ich würde eine zweite Messung an einem anderen Messstand durchführen lassen. Könnte es sein, dass die Schleppleistung nur 10-15 KW wäre und die Motorleistung nur bei 110 PS wäre????

Viele Grüße
Ralf


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Du hast das schon alles richtig verstanden. Das Thema Leistungsermittlung ist schon relativ kompliziert ...
Die ganze Korrekturrechnung z.B. dient ja dazu, auf Din- oder EWG-Normbedingungen zu korrigieren.
So werden eben Luftdruck, Lufttemperatur und - je nach Messverfahren - auch Luftfeuchtigkeit auf Normgrößen umgerechnet, um z.B. unterschiedliche Prüfbedingungen in Meereshöhe und größeren Höhen zu kompensieren. Rein theoretisch sind damit alle Ergebnisse unmittelbar vergleichbar, Unterschiede verschiedener Messungen liegen nahe beieinander.

Bei Beurteilung der echten Motorleistung ist ein Rollenprüfstand aufgrund der vielen Variablen nicht wirklich ein hochpräzises Verfahren. Wir haben früher oft staunend dagestanden und gesehen, wie stark die Leistung differierte, einfach weil sich die kleine Halle des Rollenprüfstands während der Messungen ordentlich aufheizte ...

Die besten Vergleichsmessungen hatten wir, wenn wir - unendlich mühsam - den Motor jeweils ausbauten und auf die Schenck-Wasserwirbelbremse montierten und in die Messungen die Temperatur und der Druck einbezogen wurden. Die Messergenisse waren dann wiederholbar, das Verfahren aber alles andere, als praxistauglich. Erst als ein Freund damals für 50 D-Mark (!!) eine solche Anlage aus einer Insolvenz kaufte und in der Scheune installierte, brachen trotz der umständlichen Verfahrensweise irgendwie goldene Zeiten an ... :mrgreen: Bei unseren Käfermotoren bis rund 100PS reichte die Wirbelbremse vollends aus und der Motor war in 15-20 Minuten raus :D

So ganz verstehe ich Deine Unzufriedenheit mit der Radleistung nicht. Die P rad wirft der Prüfstand doch immerhin mit annähernd 66kW/90PS aus, ist doch nicht schlecht ... Was da obendrauf korrekturgerechnet wird, ist doch eigentlich wurscht ... Entscheidend ist der Output, denn der treibt doch die Fuhre an.


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Karlheinz
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Moin,
von 10% Reibleistung habe ich noch nie gehört oder gelesen :? .
Eine Zeit lang habe ich auch an Rollenleistungsprüfständen gearbeitet, dabei zeigt es sich nicht nur theoretisch, dass die "Reibleistung" sprich Wirkungsgrad stark vom Antriebskonzept abhängig ist. Eine Richtungsumlenkung von 90° kostet Wirkungsgrad.
Die günstigste Anordnung ist der Quereinbau der Antriebseinheit, egal ob Front-, Mittel- oder Heckantriebseinheit. Stirnradantriebe haben einen guten Wirkungsgrad.
Bei Längseinbau des Motors haben wir in der Regel einen Kegelradantrieb im Achsgetriebe (Ferrari hat es ehedem beim 348 und Mondial-T anders gelöst). Hier ist je nach Dimensionierunge die Reibleistung beachtlich. Kommt dann noch wie beim Seven ein Kardanwelle hinzu sinkt der Wirkungsgrad noch mehr. Die größte Reibleistung haben naturgegeben Allradantriebe. Die können teilweise so hoch sein, dass allradgetriebene PKWs in Werkstätten und Verkaufsräumen nicht mehr mit Muskelkraft in Positon geschoben werden können.
Ich habe noch zwei Werte von meinen damaligen Fahrzeugen aus der 2 l Klasse bei 120 km/h im Gedächnis.
Frontantrieb längs eingebaut Reibleistung 8 kW.
Frontmotor mit Heckantrieb Reibleistung 12 kW.
Die Reibleistung hängt sehr stark von den verwendeten Reifen ab, sie verschleißen durch die enorme Walkarbeit auf der Rolle enorm, es kann zu Karkassenschäden und Blasenbildung durch Ablösung der Lauffläche von der Karkasse und vollkommenen Zerstörung kommen. Hier sollte man bei Einstellarbeiten am Prüfstand nur alte ausgehärtetet Reifensätze benutzen und sie danach entsorgen.
Gerade bei Zweirädern hat es nach Messarbeiten auf dem Prüfstand oft schwere Unfälle durch Laufflächenablösung gegeben.
Bei Prüfstandsläufen sollte man auf den maximal erlaubten Reifendruck, siehe Reifenflanke, auffüllen.
Mir kommen die oben gezeigten Messkurven durchaus realistisch vor.
Jrooß Karlheinz


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Hi Karlheinz
Danke für Deinen interessanten Beitrag. Jetzt verstehe ich auch endgültig, warum die "Prüfständler" auch immer gesagt haben, wir mögen einen Satz der ältesten Reifen mitbringen, die wir hätten ...

Die für mich immer noch bestehende Frage:

Du bestätigst für das gegebene Antriebskonzept (Front-Längsmotor, Heckantrieb über Kardanwelle) ja die von mir angenommenen 10-15kW, die mir auch als typisch geläufig sind. Wenn ich irgendwo von rund 10-15% geschrieben habe, ist das in der Tat unexakt ausgedrückt und resultierte aus der Zeit, als unsere gemessenen Motoren allesamt um zwischen 90 und 110PS Motorleistung landeten.

Die Messung selbst zweifele ich nicht an. Nur, wie kann es denn jetzt zu den (für mich gewaltigen) 40kW Schleppleistung kommen, die das Diagramm zumindest für den hohen Drehzahlbereich ausweist?
Könnta das eine Aufsummierung verschiedener Messeinflüsse der oben angenommenen Art sein, die allesamt nicht auf Schäden/Probleme am Auto hindeuten?

Ratlose Grüße :?:


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Karlheinz
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Moin,
ich bin nicht dabei gewesen :? .
Vielleicht 13 Zoll Ballon ;) Reifen mit nicht genügend Druck.
Früher habe ich dann auch "Kunden" das gemessen, was sie wollten. Trau keiner Messung, die du nicht selbst gefälscht hast :mrgreen: .
Ich habe an einem Bosch-Allrad-Prüfstand gearbeitet. Die Messungen an den gleichen Fahrzeugen über Monate waren sehr konstant, auch die Übereinstimmung mit anderen Messverfahren, z.B. die Messung der freien Beschnleunigung gegen das eigene Motorträgheitsmoment, durch Schleifenmessung auch bei Turbomotoren.
Ich habe gelernt, dass zu einem Prüfstand auch Trage, Wärmedecke und Doppelkorn gehören. Manche Hobbytuner und Tuningkunden fielen bei den Ergebnissen oft in Schockstarre :lol: .

Jrooß
Zuletzt geändert von Karlheinz am 17 Jul 2019, 10:24, insgesamt 1-mal geändert.


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