Warnung: E-Gas Caterham - Upgrade auf 9A9

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Korbinian
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Hallo Seven-IG,

letztes Jahr habe ich einen gebrauchten Roadsport 175 EU4 erworben.

Themen wie schlechter Kaltstart und sehr niedriger Leerlauf, Absterben des Motors im heißen Zustand, extremes Ruckeln in Teillast insbesondere bei wenig Last (man musste in 30er Zonen bei heißem Wetter und warmem Motor teilweise mit schleifender Kupplung fahren) sind bei den Probefahrten vor Kauf leider nicht so stark aus- und aufgefallen. Ist auch völlig egal, ich war "glücklicher" Besitzer.

Der Vorbesitzer hatte vor einigen Jahren bei einer offiziellen Caterham-Werkstatt (ich möchte keine Namen nennen) von der originalen, "locked" ECU auf eine freiprogrammierbare MBE 9A9 umrüsten lassen.
Die Gründe dafür sind mir unbekannt, da der Motor ansonsten im Serienzustand ist.

Um die Probleme anzugehen, wurde das Auto kurzerhand in die Werkstatt meines Vertrauens (kein offizieller Caterham-Servicepartner) verbracht.
Zunächst wurde festgestellt, dass die in der MBE Software, aus dem Steuergerät ausgelesenen Werte für das E-Gas-Pedal unplausibel sind.
Eine genauere Inspektion brachte dann zum Vorschein, dass bei der damaligen Umrüstung auf die frei programmierbare 9A9 wohl einiges ziemlich schief ging.

Fakt ist in meinem Fall, dass die Pedalsignale für APPS1 und APPS2 am Steuergerätestecker überbrückt wurden.
Dadurch entfällt logischerweise jegliche Redundanz beim E-Gas, wodurch die Drosselklappe durch einen durchaus möglichen Kurzschluss im Kabelbaum oder schon ein defektes Gaspedal auf Vollgas gehen könnte.
Das hätte mich in einem solchen Fall in eine sehr ernste Situation bringen können - angeschnallt direkt zum Zündschloss und drehen für Motor aus wäre ggf. schon zu spät im Ernstfall.
Warum das so verbaut wurde, ergibt sich mir nicht.

Das verwendete OEM Pedal (von Caterham ab Werk verbaut) ist ein Gaspedal von diversen Ford-Modellen bis Baujahr 2008/2009.
Dieses gibt als Bezugsgröße nur ein einziges analoges Signal (0-5V) heraus, während das zweite für die Redundanz nötige Signal in der ursprünglichen Ford Konfiguration ein PWM Signal über CANbus im IC an die ECU weiterleitet.
Da man diesen Umstand in der damaligen Werkstatt offensichtlich nicht korrekt beheben konnte, hat man damals nur das erste, analoge Signal vom Gaspedal auch als zweite Signal an die ECU "überbrückt" --> keine Redundanz im Ernstfall (!)

Momentan gehen wir davon aus, dass die MBE ECU ab Werk dieses Signal mit der sicherheitsrelevanten Redundanz verarbeiten kann, und damit wohl auch das 9A9.
Sofern das wider Erwarten nicht der Fall sein sollte, werde ich auf das EU5 Pedal umrüsten, welches nach aktuellem Kenntnisstand beide Signale analog, und verarbeitungsfähig an die ECU übergibt --> Redundanz sichergestellt.

Ich kann jedem, der mit einem 9A9 (ich denke da gibt es sicherlich eine Handvoll Autos in DACH) und entsprechend mit E-Gas unterwegs ist (E-Gas ist nur mit dem 9A9 möglich, mit Seilzug "reichen" kleinere Varianten) nur raten, das Thema bei sich selbst zu prüfen / prüfen zu lassen.
Bei mir wurden die Veränderungen sichtbar im 81-Pin-Stecker der ECU vorgenommen.

Ich halte Euch auf dem Laufenden was den Fortschritt angeht - kann mir aber nur schwer vorstellen, dass ab Werk die notwendige Redundanz bei E-Gas ignoriert wurde.
Prüft das, wenn es Euch betrifft - im Ernstfall ist mehr als das Fahrzeug kaputt...

Schöne Grüße
Korbinian


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JW
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Diese Tage ruft uns der Inhaber dieser Werkstatt des Vertrauens an und fragt uns Löcher genau zu diesem Thema, ziemlich verzweifelt und relativ ahnungslos in den Bauch - bzw. hat es zumindest versucht.

Wir waren von vorneherein eher unwillig und nicht kooperativ weil man den Inhaber und eine Arbeit im Besonderen, dieser Werkstatt von früher bereits entsprechend zu würdigen wusste.
Ich weiß auch gar nicht was dieser Post soll. Sicher sind diese Probleme sehr unangenehm.

Der meines Erachtens richtige Weg wäre, die Werkstatt die das seinerzeit umgebaut hat oder den Vorbesitzer mit diesen Problemen zu konfrontieren anstatt hier im Forum solche irreführenden Beiträge zu verfassen. Oder mal versuchen herauszufinden, wer solche Themen fachgerecht beurteilen kann. Im Zweifelsfall einen Rechtsanwalt bemühen. Wenn das Auto unwissentlich der Tatsache erworben wurde, dass ein Euro 5 Auto mit einem 9A9, einem Rennsportsteuergerät, versehen wurde, was meines Wissens für EURO 5 Anforderungen eher ungeeignet ist, wäre hier sogar bei einem Privatverkauf vermutlich eher die Wandlung angesagt, als mit einem 9A9 einen gangbaren Weg zu finden.

Das ist alles sehr unangenehm, keine Frage. Eigentlich hatte ich nicht mehr vor mich an dieser Stelle zu solchen Themen zu äußern. Da es jetzt nicht so viele offizielle Caterham Werkstätten gibt... wir bauen keine MBE 9A9 Steuergeräte in deutsche Straßenautos ein. Das der guten Ordnung halber. Natürlich fiel der Name der umbauenden Werkstatt - tut hier aber nichts zur Sache.


Gruß

Joachim Westermann
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carsten_drechsler
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Joachim hat eine sinnvolle Vorgehensweise beschrieben.

Nur zur möglichen Lösung des technischen Problems:
Korbinian hat geschrieben: 26 Apr 2024, 09:29 ...schlechter Kaltstart und sehr niedriger Leerlauf, Absterben des Motors im heißen Zustand, extremes Ruckeln in Teillast insbesondere bei wenig Last (man musste in 30er Zonen bei heißem Wetter und warmem Motor teilweise mit schleifender Kupplung fahren)...
1. Rückrüstung auf original ECU und dadurch auch Wiedererlangung einer sauberen Zulassung!
2. Weiterverwenden der 9A9 mit Umbau auf Seilzug und neues Mapping nach alpha/n, aber dann eben weiterhin mit dem ungeklärten
Zulassungsstatus, den man beim Kauf (wissentlich?) ignoriert hat?

Ein anderes e-Gas erfordert eine aufwendige, zeitraubende und absolut saubere Abstimmung !!!!
Man wird zwar so das Sicherheitsproblem in den Griff bekommen, aber ob die oben genannten Probleme komplett behoben werden, wage ich
mal sehr stark zu bezweifeln...
Der Kollege, der diese Lösung für Dich anstrebt, war da leider auch sehr Beratungsresistent...

Grüße


Korbinian
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Guten Morgen zusammen,

Joachim - was der Post soll? Leute, die so etwas in ihrem Auto verbaut haben, bzgl. der fehlenden Redundanz zu warnen.
Irreführend ist das glaube ich nicht.

Dass ich ein "verbasteltes" Auto gekauft habe, das ggf. am Anfang hätte sehen können - geschenkt, oder selber Schuld. Jetzt werde ich die Suppe auch selber auslöffeln.
Danke jedenfalls für Eure konstruktiven Beiträge und Support, insbesondere dass Ihr Euch die Zeit nehmt mit den vorgenannten Kollegen zu sprechen ist an der Stelle nicht selbstverständlich.

Zum Fortschritt:
Wir haben inzwischen allen Pfusch im Kabelbaum identifiziert und anhand eines Zweitfahrzeugs im Serienzustand die korrekte Belegung im Soll durchmessen können.

Nachdem ich (Glück gehabt) die Serien-ECU noch habe, werden wir jetzt auf Serie EU4 mit der stock-Caterham-ECU umbauen, wo die Redundanz gegeben sein wird.
Dann haben wir erstmal einen nachvollziehbaren und lauffähigen Stand, der als Basis dient sollten noch weitere Probleme existieren - hoffentlich haut das vor Anneau hin :)

Schönen Wochenstart,
Korbinian


Korbinian
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Update wie in Aussicht gestellt:
Der Kabelbaum ist komplett auf Serienstand zurück gerüstet worden und sämtliche vorgesehene Sensorik korrekt verdrahtet.
Die Kiste springt auf den ersten Schlüsseldreh an und läuft sauber. :)

Das PWM Signal vom EU4 Gaspedal (es gibt ein analoges 5V und ein PWM Signal aus), wird über Pin A36 bei der ECU geleitet.
Es scheint, als hätte Caterham für deren OE-Steuergeräte eine spezielle Variante von MBE fertigen lassen, die über diesen Pin das PWM Signal korrekt verarbeiten kann.
Die Redundanz im Serientrimm ist jedenfalls voll da - wenn man das zweite Signal weg nimmt, geht das Auto sofort in den Notlauf.

Offenbar gab es spezielle Varianten vom 9A9, bzw. eine Spec (die muss man bei Bestellung angeben), die die gleiche Fähigkeit wie die Caterham-ECU auf Pin A36 hat.
Mit einhergehend scheint dann faktisch in der Hardware was geändert zu sein (ein extra IC oder was auch immer auf der ECU), nur über Firmware Update auf diese Variante ging's nicht.
Meine hat das nicht - im "Normaltrimm" einer 9A9 wird über diesen Pin ein MAP2 Signal verarbeitet.

Anyway, wir sind jetzt da wo wir sein wollten, haben volle Redundanz am E-Gas und ein sauber laufendes Auto.
Danke für alle konstruktiven Kommentare!

Die 9A9 lege ich mir ins Regal, vielleicht brauche ich die ja mal für einen anderen Motor.

See you in Anneau du Rhin, und allen einen guten Saisonstart.


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Horatio
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Korbinian hat geschrieben: 08 Mai 2024, 07:49 Es scheint, als hätte Caterham für deren OE-Steuergeräte eine spezielle Variante von MBE fertigen lassen, die über diesen Pin das PWM Signal korrekt verarbeiten kann.
E-Gas EU4/5 175er Duratecs und 355er haben doch eine Lotus/EFI ECU, keine MBE.


Korbinian
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Bei 355ern kenne ich mich nicht aus......ich habe hier zwei Roadsport 175 von 2010 (meiner und der von meinem Kumpel), die fahren beide mit dem EU4 E-Gas und einer "gelockten" MBE-ECU.
Vermutlich ist das später irgendwann umgestellt worden? Von wann ist deiner denn?
Oder es war die übliche Variante die ich auch von Lotus kenne, "wir verbauen mal was wir noch rum liegen haben".


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Horatio
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Ah, interessant, ich kenne ab 2011 nur die EFIs, meiner ist von 2012.Natürlich sind die auch gelockt und verschlüsselt.
Wie ist das Mapping der MBE? Das der EFIs ist berühmt "speziell"...
u.U. war EU5 der Grund des Wechsels.


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