Haftung und Versicherung

Hier riecht es nach verbranntem Gummi und heißen Bremsen. Alles rund um den Einsatz auf der Strecke!
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Da ich gerne im nächsten Jahr erstmals auf Rennstrecken fahren möchte, interessiert mich unter anderem das Thema "Haftung und Versicherung" aus Sicht des Fahrers, eben speziell im Motorsport. Insbesondere möchte ich verstehen, welche rechtlichen bzw. wirtschaftlichen Risiken bestehen und welche Möglichkeiten der Versicherung es gibt.

Mein bisheriges Verständnis der Risiken:

- Sachschaden eigenes Fahrzeug
- Sachschaden fremdes Fahrzeug
- Sachschaden Rennstrecke (z.B. Leitplanke)
- eigener Personenschaden (Behandlungskosten, temporärer Verdienstausfall, Invalidität, Tod)
- fremder Personenschaden, z.B. Beifahrer, andere Fahrer, Streckenposten, Zuschauer (wie oben)
- Kosten der Rechtsverfolgung (Anwälte, Gericht)

Frage: Hab ich was vergessen?


Mein bisheriges Verständnis der Haftung:

- Grundsätzlich haftet jeder Fahrer für von ihm vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführte Schäden. Ausnahme: Gesetzliche Haftungsregelung wird wirksam vertraglich modifiziert (z.B. durch AGB der Rennstrecke, Teilnahmebedingungen bei Veranstaltungen etc.).

Frage: Wie sehen AGBs / Teilnahmebedingungen in der Praxis aus? Welche Erfahrungen habt Ihr?


Mein bisheriges Verständnis der Versicherungsthematik:

- Die Vertragsbedingungen der "normalen" KfZ-Versicherungen (Haftpflicht und Kasko) für zugelassene Fahrzeuge sind unterschiedlich ausgestaltet. Zum Teil wird die Haftung der KfZ-Versicherung für alle Veranstaltungen auf Rennstrecken vollständig ausgeschlossen, zum Teil sind nur Veranstaltungen mit Renncharakter "zur Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit" und Vorbereitungsfahrten dazu von der Haftung ausgeschlossen. Also Auslegungssache = im Schadensfall Potential für Streit. Rennveranstaltungen sind jedenfalls immer ausgeschlossen.

- Die private Haftpflichtversicherung schließt Ihre Leistungen für Schäden im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Kraftfahrzeugen grundsätzlich aus.

- Die "normale" Unfallversicherung schließt das Risiko "aktive Teilnahme an Motorsportveranstaltungen" i.d.R. aus. Jedenfalls immer für Rennveranstaltungen ausgeschlossen.

- Gesetzliche Krankenversicherung: Zahlt die eigenen Behandlungskosten (bin nicht sicher, wie das bei der privaten Krankenversicherung mit dem erhöhten Risiko "Motorsport" ist).

- Berufsunfähigkeits- und Lebensversicherung: Hat man das Risiko "Motorsport" nicht bei Abschluss des Vertrages oder bei späterem Auftreten des Risikos gegenüber dem Versicherer angegeben, kann dieser im Schadensfall die Leistung verweigern oder mindestens anpassen.

Frage: Seht Ihr das auch so? Habt Ihr Erfahrungen?


Meine bisherigen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen:

- Von mir verschuldete (fremde) Personenschäden und fremde Sachschäden: Können durch spezielle Rennstreckenhaftpflichtversicherungen bis zu bestimmten betragsmäßigen Höchstgrenzen abgesichert werden = scheint mir sinnvoll

- eigener Personenschaden, verschuldensunabhängig: Kann durch spezielle Motorsport-Unfallversicherung abgesichert werden (Kosten je nach gewünschtem Leistungsumfang) = scheint mir ebenfalls sinnvoll

- eigener Personenschaden + eigener Sachschaden, fremdes Verschulden: Kann durch eine Rennstreckenhaftpflichtversicherung des fremden Fahrers abgedeckt werden = jeder Teilnehmer an einer Motorsport-Veranstaltung sollte eine haben

- Sachschaden eigenes Fahrzeug, eigenes Verschulden bzw. kein fremdes Verschulden: Kann u.U. durch spezielle Rennkasko versichert werden. Dies ist aber bei den Versicherern, mit denen ich gesprochen habe nur für Inhaber einer Rennlizenz im Rahmen bestimmter Rennserien möglich und schweineteuer (mind. 5.000 Euro pro Jahr). Kommt also nicht in Betracht = kein Schadensersatz, Pech gehabt

- Die o.g. speziellen Motorsport-Versicherungen decken nach meinem Verständnis auch das Risiko der Rechtsverfolgung mit ab.

Frage: Wie seht Ihr das? Werden die o.g. Versicherungen teilweise bereits vom Veranstalter abgeschlossen? Habt Ihr sowas selbst abgeschlossen?


Viele Grüße

Andreas
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JW
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Ich kann Dir nur sagen wie wir das beim SMRC handhaben. Das ganze Versicherungsgedöns ist ein Thema, welches ich für mich eigentlich abgeschlossen habe. Allerdings ging ich dieses Jahre selber in Spa, am Bilster Berg, am Sachsenring, 2 x in Mugello und 2 x in Imola persönliche, schlecht versicherte Risiken ein.

Es gibt Spezalversicherer wie zum Beispiel http://www.clickvers.de/ Kersten Jodexnis ist ein bekannter und erfahrener Motorsportler. Ruf den bitte an!

Ich war in 20 Jahren zwei mal in Unfälle beim Pistenclub verwickelt. Einmal hab ich einen Boxster abgeräumt und einmal einen GT3. Der GT3 war mit € 500 zufrieden, der Boxster hat versucht mich abzulinken, wir sahen uns in Schwetzingen vor Gericht und das war echt spannend.

Alleine die Tatsache, dass Du mit einem Auto auf eine Rennstrecke gehst, bedeutet, dass Du mit Absicht, wissentlich, erhöhte Risiken un Kauf nimmst und hast - in meinem Fall - 30% Gefährdungshaftung. Also streitet man sich nur noch über die 70%. Denk an Anwalts und Gutachterkosten.

Break.

Sachsenring, Seven IG, diesen Sommer. Ich lief auf eine Elise auf, war deutlich schneller, der Elisefahrer, ein guter Fahrer, erfahren!, macht kein Platz. Denkt überhaupt nicht daran Platz zu machen. Sieht mich aber im Rückspiegel.
Klar komm ich an ihm vorbei und bin an ihm vorbei.
Später im Fahrerlager, ich sitze im tiefen Seven, er lauft an mein Auto, mault der mich an, wenn er nicht "aufgemacht" hätte, wäre ich ihm reingefahren. Stimmte natürlich nicht und läuft grad wieder weg. So was ärgert mich. Ich kann als Gast der Seven IG, mir den ja nun nicht standesgemäß zur Brust nehmen, also gehe ich zu dem hin und suche ein höfliches Gespräch. "Er hat das Recht der freien Linienwahl". Stimmt sage ich, aber er sei ein sehr guter Fahrer und sehr gute Fahrer erkennen sehr wohl, dass wenn jemand von hinten kommt, dieser schneller sein muss, also lässt ein sehr guter Fahrer den schnelleren vorbei und kurvt dem nicht in seiner Linie rum. (Einen schlechteren Fahrer, kann ein schneller Fahrer egal wo und wie gefahrlos überholen, ein Auto welches vor einem am Limit rumgurkt, schwierig. Meine Argumente waren überzeugend, Hand Shake, alles easy.

Aber das sind genau diese fucking Scheißsitiationen die es bald auf jedem Trackday insbesondere mit schnellen Seven gibt! Deswegen... Aufpassen.

Break 2.

Beim SMRC ist das so geregelt, dass jeder seinen Schaden einfach selber bezahlt. Es sind nur Clubkameraden auf der Strecke die sich gut kennen. 95% "Profios" 5" Anfänger.
Die Profis lieben die Anfänger. Aus Anfänger werden schnell Fortgeschrittene und neue Kumpels zum spielen und racen.

Fights werden nur unter "Freunden" ausgetragen, wenn einer keinen Fight will, soll und kann er kurz vom Gas gehen.

Selbstverschuldete Einschläge. Pech.
Fährt Dir trotzdem einer rein. Pech. Ich repariere solche Schäden immer super günstig ohne Profitabsicht. Kam in über 114 SMEC Rennen keine 5x vor.
Es hat sich noch nie jemand groß verletzt.
Es gab noch nie Streitereien.

Seven IG ist geil. SMRC ist geil.

Bei der Seven IG handelt es sich nicht um Veranstaltungen die zur Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten handelt, der Versicherungsschutz sollte beio entsprechneder Police vorhanden sein, verlassen würde ich mich NIE darauf.

Wer auf die Rennstrecke geht, geht auf eine Rennstrecke.

No Risk, no Fun!


Gruß

Joachim Westermann
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filth
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Ansonsten gäbe es noch http://www.sportvers.de/

Kann dir aber nicht sagen, wie gut / schlecht / teuer / billig die sind. Als ich noch aktiv Motorradrennen gefahren bin, hatten einige diese Versicherung. Mir war das egal, ich wurde in der Zeit nur einmal abgedrängt und hab mich gemault. Egal, ärgert man sich drüber - fertig. Bei den goldene Ananas Rennen unterstelle ich da keinem Absicht.

Karre selber 3-4 Mal zerlegt. Schraubt man halt wieder zusammen, bei nem Auto geht meiner Meinung nach nicht so schnell so viel kaputt wie beim Mopped. Da fliegt dir das Teil ja bei jedem Kiesbesuch durch die Gegend.


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arrudolf
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filth hat geschrieben:bei nem Auto geht meiner Meinung nach nicht so schnell so viel kaputt wie beim Mopped.
Na ja, wenn Dir ein Vorderrad gegen ein Hindernis rutscht, ist schnell der Rahmen Schrott, zumindest wohl der vordere Teil. Bei einem mittigen Seitentreffer brauchst Du einen ganz neuen Rahmen, da man das Segment mangels Ersatzteil nicht austauschen kann. Stimmt's, Joachim?


Gruß aus Hannover, Andreas Reinhold Rudolf
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Erst ein einziges Mal hat ein Straßenauto beim SMRC einen Schaden erlitten. In AdR mal ein übermotivierter Franzose, der in der ersten Runde überhaupt im Reifenstapel gesteckt ist. Das gab dann auch gleich einen neuen Rahmen.

Kiesbett gibts oft, Einschläge eigentlich so gut wie nie.

Aber Motorsport ist gefährlich, dabei kann man drauf gehen oder den Rest des Lebens als Krüppel verbringen. Da ist jegliche Romantik fehl am Platz!


Gruß

Joachim Westermann
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So, nachdem ich heute mit verschiedenen Versicherungsmaklern und Versicherungsgesellschaften (u.a. mit meiner Lebensversicherungsgesellschaft) Kontakt hatte, erscheint mir der Abschluss einer Motorsport-Unfallversicherung vor Befahren einer Rennstrecke nicht mehr nur "sinnvoll", sondern "dringend zu empfehlen".

Falls wirklich mal was passieren sollte, ist nämlich der Blechschaden möglicherweise das kleinste Problem.

Schwerwiegender finde ich, dass tatsächlich weder die normale Unfallversicherung noch die normale Lebensversicherung im Fall von Invalidität oder Tod bei Motorsport-Ereignissen zahlen, wenn das Risiko dort nicht vor Vertragsabschluss mitgeteilt und in der Prämie berücksichtigt wurde.

Also für mich ist die Sache klar: Im eigenen Interesse und im Interesse der Menschen, die auf mich angewiesen sind, werde ich so eine Motorsport-Versicherung abschließen, bevor es losgeht. Thema durch, eine Sorge weniger.


Viele Grüße

Andreas
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legendsracing
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Zahlenkombination hat geschrieben:So, nachdem ich heute mit verschiedenen Versicherungsmaklern und Versicherungsgesellschaften (u.a. mit meiner Lebensversicherungsgesellschaft) Kontakt hatte, erscheint mir der Abschluss einer Motorsport-Unfallversicherung vor Befahren einer Rennstrecke nicht mehr nur "sinnvoll", sondern "dringend zu empfehlen".

Falls wirklich mal was passieren sollte, ist nämlich der Blechschaden möglicherweise das kleinste Problem.

Schwerwiegender finde ich, dass tatsächlich weder die normale Unfallversicherung noch die normale Lebensversicherung im Fall von Invalidität oder Tod bei Motorsport-Ereignissen zahlen, wenn das Risiko dort nicht vor Vertragsabschluss mitgeteilt und in der Prämie berücksichtigt wurde.

Also für mich ist die Sache klar: Im eigenen Interesse und im Interesse der Menschen, die auf mich angewiesen sind, werde ich so eine Motorsport-Versicherung abschließen, bevor es losgeht. Thema durch, eine Sorge weniger.

und welche ist das dann ? was hat die für Leistungen? Kosten ?


Fant
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Wenn's in erster Linie um den eigenen Personenschaden geht - wieso nicht einfach einen vernünftigen Käfig?


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legendsracing hat geschrieben:
Zahlenkombination hat geschrieben:So, nachdem ich heute mit verschiedenen Versicherungsmaklern und Versicherungsgesellschaften (u.a. mit meiner Lebensversicherungsgesellschaft) Kontakt hatte, erscheint mir der Abschluss einer Motorsport-Unfallversicherung vor Befahren einer Rennstrecke nicht mehr nur "sinnvoll", sondern "dringend zu empfehlen".

Falls wirklich mal was passieren sollte, ist nämlich der Blechschaden möglicherweise das kleinste Problem.

Schwerwiegender finde ich, dass tatsächlich weder die normale Unfallversicherung noch die normale Lebensversicherung im Fall von Invalidität oder Tod bei Motorsport-Ereignissen zahlen, wenn das Risiko dort nicht vor Vertragsabschluss mitgeteilt und in der Prämie berücksichtigt wurde.

Also für mich ist die Sache klar: Im eigenen Interesse und im Interesse der Menschen, die auf mich angewiesen sind, werde ich so eine Motorsport-Versicherung abschließen, bevor es losgeht. Thema durch, eine Sorge weniger.

und welche ist das dann ? was hat die für Leistungen? Kosten ?
"Motorsport" und "Versicherung" ergibt bei Gugel eine Reihe spezialisierter Makler als Treffer. Die kann man einfach anrufen.
Bei einem der Makler gibt es zudem auf der Website ein Online-Tool, mit dem man bei bestimmten Leistungen die Prämie berechnen kann. Wählbar sind z.B. Grundleistung bei Invalidität (100.000 bis 300.000 EUR), daraus errechnet sich bei verschiedenen Progressionsstufen eine Maximalleistung in Höhe von 1 Mio. EUR, Todesfallsumme (max. 100% Invaliditätssumme), monatliche Unfallrente (250 - 3.000 EUR), Krankenhaustagegeld (max. 200 EUR), Übergangsleistung (max. 20.000 EUR). Es gibt also keine One-for-all-Lösung, da kann jeder überlegen, was für ihn richtig und wichtig ist. Und daraus ergeben sich dann die Kosten.

P.S.: Hab Dir ne PN mit dem Link geschickt.
Zuletzt geändert von Zahlenkombination am 13 Nov 2015, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.


Viele Grüße

Andreas
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Fant hat geschrieben:Wenn's in erster Linie um den eigenen Personenschaden geht - wieso nicht einfach einen vernünftigen Käfig?
Weil a) nicht jeder einen Käfig möchte, der ab und zu mit einem straßenzugelassenen Wagen auf die Rennstrecke geht und b) ein Käfig nicht unverwundbar macht.


Viele Grüße

Andreas
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