Westfield SEI eure Meinung

22 Mär 2024, 08:34

Hallo zusammen,

bin hier schon lange stiller Mitleser und habe schon lange Interesse an einem Seven.

Habe einen sehr interessanten Westi gefunden, habe mich zu dem Thema hier auch schon einigermassen schlau gemacht, möchte aber eure Meinung zu folgendem Fahrzeug anfragen:

https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... 7-216-1679

Finde der sieht sehr gepflegt aus, werde ihn mir die nächsten Tage mal ansehen.

Kurz zu mir, bin der Chris, 45, hatte jahrelang einen MX5 NB und möchte ein flottes, etwas exzenrischeres Gefährt für Spass im Sommer, für Touren durch die Eifel oder das bergische Land.

22 Mär 2024, 09:52

Moinsen und willkommen bei den aktiven Schreibern ...
Der Westi wird imho schon recht lange angeboten, also gut prüfen! Auf alle Fälle passt hier das Baujahr zum angegebenen Typ und den technischen Details. Dieser hier hat das Westfield-eigene Differentialgehäuse, das bei den ersten SEi bis Anfang 1990 verbaut wurde und in dem das Frontloader-Diff aus der Ford-Banjo-Starrachse werkelt. Teilesituation: Diff-Gehäuse selbst sehr kritisch (ich hab noch eins hier), Innereien aber sehr gut (Lager, Diff-Rädersätze, sogar auch Sperren, etc. erhältlich)
Der CVH-Motor ist nicht besonders kultiviert, aber als Einspritzer ein vergleichsweise moderner Motor mit geringem Verbrauch. Bei den abgebildeten DCOE (genauen Typ notieren, z.B.. 40DCOE151, scheinen aber ältere DCOE bohne Ausgleichkanäle zu sein) rechne bei gutem Zustand und guter Vergasersynchronisierung mit etwa 9 bis 12 Liter Verbrauch, bei verschlissenem und ungepflegten Kram können es auch mal 17 oder mehr Liter sein
Mit diesen Vergasern können immer weniger Leute "um" und viele selbsternannte "Spezialisten" vermurksen mehr, als gut ist. Die aufgerufenen Preise der wenigen, echten Spezialisten sind entsprechend, besser wäre, sich selbst helfen zu können! Das ist bei technischem Verständnis durchaus erlernbar.
Sonstige Problempunkte:
Achte auf Ölspuren an beiden Enden der Kardanwelle (Getriebeausgang, Diff-Eingang) denn Undichtigkeiten erfordern aufwändigere Arbeiten und Spezialwerkzeug, das man oft nicht mehr irgendwo ausleihen kann ... Ford hat das alles längst ausgemustert.
Wichtig auch: An der Hinterachse Zustand der Lenker, Radträger (Westfield-Eigenentwicklung, für Trommelbrems-Hinterachse hätte ich noch einen Satz da), Lager, Antriebswellen! (Ölspuren, Lager-Spiel, Rost, Laufgeräusche, Lastwechselgeräusche) prüfen!

Rahmen: Rost kann ein Thema sein, speziell im Bereich unter dem Motor / Getriebe und im Bereich der Anlenkung der Querlenker vorn und hinten. Kritisch kann die Beseitigung speziell dann werden, wenn der Rahmen gepulvert sein sollte (allerdings weiß ich nicht, welche Serien wann gepulvert wurden). Steinschläge "cracken" die Pulverschicht (Haarrisse), Wasser und Rost wirken dann fast unsichtbar.
Unbedingt auf Verformungen, Brüche, Risse, nachgeschweißte Stellen, usw. achten, Unfallfreiheit ist bei Gitterrohrrahmen sehr wichtig (schriftlich im KV zusichern lassen). Wer mal versucht hat, einen verbogenen Rahmen zu richten, weiß, was ich meine. Meines Wissens gibt es keine Rahmen-Teilbaugruppen im Handel, wie z.B. Caterham sie anbietet. Westfield selbst ist ja auch insolvent, so richtig weiß keiner, ob und was da noch kommt. GFK-Karosserieteile und Spezialkram können also durchaus haarig werden.

Viel Spaß und Erfolg beim Besichtigen. Die hier lass zuhause!

Rosarote Brille.jpg

Wenn Du zuschlägst und Material brauchst (Werkstatthandbücher, Build-Manuals, Info), sag Bescheid ... dann geht was in die Cloud.

22 Mär 2024, 12:45

Vielen Dank für die reichhaltigen Infos.

Grundsätzlich sieht der aber doch recht frisch aus oder ?

Die Weber-Vergaser, laufen die zuverlässig wenn einmal gut eingestellt ? Müssen die regelmässig gesäubert und eingestellt werden ?

22 Mär 2024, 14:03

Leider habe ich über die Jahre einiges an Blendern gesehen, auf den zweiten Blick (z.B. auf die Elektrik ... the prince of darkness lässt grüßen) packt einen dann das nackte Grauen. Deshalb ist es für mich schwierig, eine Art Fernbeurteilung abzugeben, zumal ich dem Eigentümer keinesfalls Unrecht tun / irgend etwas unterstellen will.
Immerhin wirkt das Auto erfrischend unverbastelt, ansehen und Probefahrt empfiehlt sich also definitiv! Der Innenraum erscheint auf den Fotos sehr sauber und ordentlich, der Motorraum hat nur ganz minimal Patina und erscheint mir auch einwandfrei.

Das Auto steht meiner Erinnerung nach schon länger zum Verkauf, was einerseits für Kit Cars üblich ist, aber eben andererseits auch Gründe haben könnte ...

Bei der Besichtigung zeigt sich, ob das Auto oben hui und unten pfui ist, immerhin ist auf den Bildern kein frisch abgewischter, ölfrei gemachter Unterboden sichtbar.

DCOE: Das Halbwissen zu diesen (ansich robusten, recht einfach zu beherrschenden) Vergasern ist ungeheuer groß. Im Netz kursieren aber leider enorm viele Halbwahrheiten, Mythen und Behauptungen, die maßgeblich zu der Meinung beigetragen haben, DCOE seien kompliziert und anfällig.

Sie sind es nicht!

Wenn ich allerdings Anleitungen für 40 Jahre alte DCOE auf modernere Low Emission DCOE (oder umgekehrt) anwende, läuft die Fuhre hinterher wie ein Sack Schrauben. Mit den DCOE hab ich in meinen Schrauberjahren sehr viel gemacht und stelle sie heute nach Gehör und Geruch ein ... Mit unter 100€ für Werkzeuge und Prüfgerät kann fast Jeder die hunderte Euro teuren Spezialisten weitestgehend ersparen! Also alles nicht so schlimm!

Die Vergaser müssen etwas Aufmerksamkeit erfahren und sauber gehalten werden, etwa 1 mal jährlich die Synchronität geprüft werden.

Aber nimm bei der Besichtigung unbedingt eine Kamera mit, die gute (!!) Fotos macht und fotografiere die Vergaser und ihre Gravuren auf dem Deckel, damit wir wissen, welcher Vergasertyp da drauf sitzt.
Achte speziell auf gleichmäßige Übergänge zwischen Leerlauf und Teillast, sowie zwischen Teillast und Volllast (etwa bei 2500 bis 3000rpm). Wenn er da ruckfrei und gleichmäßig läuft und obenraus Leistung liefert, ist alles OK. Auf den Bildern ist zu erkennen, daß Misab-Fußdichtungen und Gummielemente für elastische Montage der Vergaser sachgerecht verbaut sind, schonmal ein gutes Zeichen.

Wir können gern auch mal telefonieren, meine Nummer kann ich Dir per Mail mitteilen. Mail an spam-bin1(at)web.de reicht.
(Sorry, WhatsApp oder Fratzenbuch nicht verfügbar ...)

26 Mär 2024, 09:52

Vielen lieben Dank für all Deine Infos Frank, das ist Gold wert.

Was hälst Du denn vom Preis, ist das realistisch ?

26 Mär 2024, 10:20

am liebsten würde ich dich zur Besichtigung mitnehmen, aber von Soest bis Mechernich ists ne gute Ecke leider

26 Mär 2024, 10:59

Mitkommen würde mir schon gefallen, aber scheitert momentan leider an meiner Gesundheit, sonst hätte ich das schon angeboten ...

Der Preis: Grundsätzlich gilt zwar bei Kit Cars: Wert ist es, was es DIR wert ist. Eher würde ich hier präzisieren: WENN das Auto bei der Besichtigung keine negativen (= teuren) Überraschungen offenbart, ist es imho fair bepreist und hebt sich damit wohltuend von oft maßlos überteuerten Gurken zu Phantasiepreisen ab.

Dinge wie Patina, auch z.B. kleinere "Star Cracks"/"Spider Cracks" (sternförmige Rissmarken in GFK-Teilen durch aufgeschleuderte Steinchen in Fahrt), sind dagegen ziemlich normal für ein Auto, das artgerecht bewegt wurde und sollten Dich auch nicht stören. Spaltmaße und ähnlicher Unfug spielen bei diesen Autos auch keine Rolle. Verbogene / gebrochene / verrostete Rahmenzüge und Unfall- / Kampfspuren, wie oben beschrieben, oder größere Risse im GFK sind aber bedenklich und können auch recht schnell k.o.-Kriterien sein! GFK-Karosserietausch artet regelmäßig in mehrmonatigen bis mehrjährigen Restaurationen aus, je nach anfallendem Arbeitsumfang und des Restaurateurs Kenntnisstand. Wie auch bei Oldtimern: Es dauert immer länger, als gedacht / geplant!
CVH-Motoren sind in der 1800er Ausführung ziemlich phegmatisch, in der deutlich agileren 1600er Ausführung im Vergleich zum Kent o.ä. relativ günstig zu haben und ähnlich einfach zu reparieren / warten. Getriebe sind Großserie (Ford Typ E 4-Gang oder T9 5-Gang)